Montag, 15. Januar 2007
Noni wird sentimental oder: Meine Liebe zu (oder heißt es für?) Russland
Hmm, hab meine Kopfhörer auf und habe alle Musik so eingestellt, dass die Wiedergabe zufällig abläuft. Jaja und nun sitz ich hier, mei Kopf raucht, hab heut schon keine Ahnung wie lang gearbeitet, jedenfalls lang und nu kommt ja auch mal ein russisches Lied vom LapTop, auch noch ein langsames…und Noni, von Musik sehr leicht zu beeinflussen, sitzt jetzt hier…auf einmal überkam mich inmitten meines Schreibens und rauchendem Kopf ein Gefühl der Wehmut. Ich sehe die Tapete an, ich liebe sie, ich schaue die Gardine an, ich mag sie, ich sehe zu meinem Bett rüber, wie schön wenn ich mich da jeden Abend reinlegen kann.
Der Schreibtisch, der Kühlschrank, die Badewanne, ja, sogar die Toilette und das Schloss an der Tür, hmm und mein Hausstand. Eigentlich ist es so schön hier, uneigentlich auch. Und ich?Muss Hausarbeit schreiben und Fragebogen übersetzen und siebenseitiges Referat auf russisch über weiß ich noch nicht was schreiben. Das kläre ich am Dienstag, dann noch mein Unterricht. Der Rote Platz, das besondere Gefühl, durch die Stadt zu laufen, russisch zu sprechen und zu lesen. Hab gerad einen wissenschaftlichen Text in russischer Sprache vor mir und merke, wie gut ich die Sprache eigentlich schon versteh, will mich hier nicht hervortun oder angeben, freu mich halt nur über meine Fortschritte gell.
Tja nur leider is ja keiner weiter hier. Hmm, wer weiß, wann ich noch mal hier herkomme..müsste ich aus diesem Grund die Zeit hier nicht auch nutzen, um noch ein paar Unternehmungen zu machen? Kann ich das Zimmer nicht mit nach Haus nehmen?
Ja, sogar die Alarmanlagen, die mitten in der Nacht losgehen, das Vorzeigen des Propuskes, die Mensa, der Gang, der Produktyshop, der Buchladen, Jolki Palki, all die Erinnerungen an jeden Tag des letzten ja, halben Jahres, meine Güte, das wird mir alles gerad bewusst. Oh, ich sollte weiter arbeiten aber ich hab gerad ne Gänsehaut und n dicken Kloss im Hals und n Tränchen im Auge. Die lieben Professoren, die mir geholfen haben, ich will sie auf jeden Fall wieder sehen!! Vielleicht werden sie ja meine zukünftigen Kollegen?
Mein schönes Gnubbelkissen, die Wäscheleine, meine Bratpfanne, die Waschschüssel, ja, auch das Waschen mit der Hand macht Spass ( kann ich ja zu Haus übernehm : ) ). Oh oh, hoffentlich mach ich mir keine Vorwürfe, wenn ich wieder in Deutschland bin, dass ich die Zeit hier nicht noch wie alle anderen deutschen Studenten, die noch an anderen Unis im Januar da bzw nicht da sind, weil sie rumreisen und ich steh auf, arbeite und acker an meinen ganzen Pflichten und geh nur raus, um zu unterrichten, zur Uni zu laufen um was wegen meinem Fragebogen zu klären oder H2o zu kaufen…aber kann mich auf der anderen Seite auch nicht vierteilen aber ich würd hier noch so gern die Stadt noch mal fühlen, die Lichter, den Roten Platz, das Gum, die Tverskaja, meine geliebte Fußgängerzone, in der ich mit meinem Mitbewohner im Sommer noch mit einem Bierchen gesessen hab, die Gegend um die Tretjakovgalerie herum und ach, einfach alles, die Gänge bei der Metro, in der man eigentlich aucb alles kaufen kann, mit der Metro fahren durch die gewaltigen Stationen und schön schnell, ein russischer Markt, russische CDs, Zeitungen, und die Luft natürlich auch, gehört halt alles zusammen und ist alles in meinem Herzen. Ich werde diese Zeit niemals vergessen, mein Gott, der Kloss wird immer größer….seh nix mehr, so weggewischt hier die salzige Flüssigkeit. Gott sei Dank hab ich jeden Tag Tagebuch geschrieben und alle Eindrücke festgehalten. Ich habe drei Bücher vollgeschrieben. Die mir wohl momentan wertvollsten und liebsten Bücher. Mein Herz gehört Russland und den Russen, der russischen Sprache, dem russischen Essen, dem russischen Alltag. Es tut mir so leid, unter welchen Bedingungen manche Menschen leben müssen, die nicht in Moskau leben, wie gern würde ich ihnen helfen aber wie denn? Gibt’s eigentlich auch ne Hilfestiftung, in der man für solche Fälle spenden oder Hilfe leisten kann? Ich weiß noch, wie wir Weihnachten einige Beiträge über Russland und die Lebensbedingungen einiger Menschen gesehen haben. Mich hat es fast umgehauen…man muss doch irgendwie helfen können. Das werde ich auf jeden Fall in meiner Zukunft auch in die Hand nehmen. Denn ich bin mir sicher, und habs ja auch im TV gesehen, wie herzlich und lieb diese Menschen sind. Es sind die kleinen Sachen im Leben, die glücklich machen. Wie warme Socken oder ein Topf oder weiches Toilettenpapier. Das kann man aber erst sagen, wenn man es mal miterlebt hat. Ich kann sagen, dass ich für mich gemerkt habe, worauf es im Leben ankommt, was wirklich wichtig ist. Sicherlich ist jedem etwas anderes wichtig. Der eine möchte nen Audi fahren (obwohl ich auch nix dagegen hätte), der andere freut sich über eine funktionierende Heizung und warmes Wasser. Ich kann bescheiden leben, das habe ich hier auch und es hat Spaß gemacht, macht es ja immer noch und nimmt mich alles ach irgendwie mit, sonst würd es ja hier nicht nur so aus mir herausbrodeln…das Kloster, die Moskva, oh man, spüre gerade eine überwältigende Liebe für dieses Land. Wie soll es denn erst werden, wenn ich am Flughafen stehe? Na toll, jetzt laufen die Tränen erst recht…es ist so schön hier. Will auch so ne Tapete : )


Gut, eure emotionale Noni schreibt jetzt mal weiter, es ist Samstag abend 0:22 und unten sitzt noch die Ochrana, ach Mensch, denen müsste man zum Abschied eigentlich auch was schenken. Oh man, in meinem Tagebuch wird es mit Sicherheit noch viele Einträge geben…hups, das war wohl jetzt die gefühlsmäßig erste Reaktion, seitdem ich wieder hier bin, hab sonst echt nur gearbeitet und bin rumgerannt, um irgendwas zu erledigen, dabei hab ich ganz vergessen, wo ich hier bin, es war schon selbstverständlich aber das sollte es nicht sein. Ist es ja auch nicht, jedenfalls habe ich bis zum heutigen Tag an jedem Tag, den ich hier verbracht habe, viel Schönes gefunden ( also nix gefunden, wär ja auch jut wa, sondern empfunden). Werde wohl in den nächsten Wochen ziemlich besinnlich durch die Strassen gehen und hier und da emotional werden…aber so is das nun mal bei mir, mir geht ziemlich schnell ziemlich viel nah. Oh man, würde alles so gern jemandem erzähln, mich über Russland unterhalten, über die Menschen, über alles, einfach jemanden umarmen und mit Sakuska und Vodka auf die russische Herzlichkeit und das Land anstoßen, Gott für jeden Tag danken, an dem ich hier sein darf, dass ich es so weit geschafft hab. Und das Thema Russland ist ja für mich noch lange nicht beendet, im Gegenteil, dieses Land und die Leute sind und werden immer ein Teil meines Lebens sein und sie haben einen unersetzbaren Platz in meinem Herzen. Ich war auf keinen Fall das letzte Mal in Russland, ich werde so oft herkommen, wie es geht. Therese und Katja ham sogar n Flug für 1 Cent ergattern könn. Da muss ich mich noch mal schlau machen…auf jeden Fall, puuuuuh.

Ich freue mich auf jeden Tag, den ich noch hier verbringen darf, auch wenn es im Wohnheim is. Immerhin kann ich für meine Bachelorarbeit Fragebögen verteilen und viel anderes noch erledigen und und und, oh Gott, kann jetzt nicht alles noch mal aufzählen, würd ich aber gern, denn es liegt mir so auf der Seele, hmm, n Bier und n Vodka wären jetzt toll. Nicht zum Besaufen, sondern zum Genießen : ) Glaub, ich kauf mir morgen vielleicht n Fläschchen und Sakuska.

Okidoki, ich muss jetzt mal weitermachen. Zeitplan..und der Text ruft auch schon, er will, dass ich weiter in ihm rum streiche und rumkritzel…

Ich grüsse euch alle von hier ihr Lieben und drück euch, eure emotionale Nonika (nee, klingt ja wie Punika), oder besser Nonitschka oder doch besser Nonischka, oder wie mich die Russen hier nennen, weil sie meinen Namen nicht aussprechen können: Narin. Hmm jedenfalls werde ich noch n Weilschn schreim… macht auch Spaß.

Oh, kommt gerad von Placebo „Special needs“. Alles, was ich brauche, ist meine Familie, mein Freund, Menschen um mich herum, die mich mögen und die ich mag, ein mal Geschirr, eine Tasse, warmes Wasser, bissl Nahrung, Musik, meine Uni, meinen Optimismus und die Kraft, meine Ziele durchzusetzen. Na, es gibt bestimmt noch vieles, was man noch so brauchen kann aber ich wollte eigentlich nur ausdrücken, dass ich nix Besonderes brauch, sondern mich ganz einfache Sachen glücklich machen, ein Sonnenstrahl zum Beispiel…hmmmm, najut, ich sollte wohl glaub ich ins Bett gehen sonst stehn bald 20 Seiten allein vom heutigen Tag im Blog, na jetzt ist ja schon der 14.1., also noch 14 Tage…

Poka moich ljubimych, ja lublju vas!!!!!!!!!!!!!
Celuju, Narin/ Nonitschka/ Nonika-Punika : ) / Nonischka :)

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